Führen der digitalen Transformation

Die digitale Transformation als die einschneidendste Veränderung der Gegenwart schafft neue Interaktionsformen zwischen Mensch und Maschine. Sie eröffnet großartige Chancen, hat aber auch viele Abläufe und Gewohnheiten innerhalb weniger Jahre auf den Kopf gestellt. Unser Lernverhalten, unser Umgang mit Information, wie wir einkaufen und Medien nutzen, wie wir mit anderen kommunizieren, hat sich bereits drastisch verändert. Und das ist erst der Anfang.


Blick in die nahe Zukunft Wir erzeugen heute in zwei Tagen so viele Daten wie in der gesamten Menschheitsgeschichte bis ins Jahr 2003, es gibt schon heute mehr Handys auf der Welt als Menschen. 65 Prozent der heutigen Abiturienten werden in Berufen arbeiten, die es heute noch nicht einmal gibt. Geleichzeitig werden 47Prozent der heutigen Berufe in zwanzig Jahren voll automatisiert erledigt, damit also verschwunden sein. Die vierte industrielle Revolution vernetzt die physische und virtuelle Welt mit dem Internet der Dinge (IOT). Vernetzung und autonome Kommunikation von Maschinen und Werkstücken untereinander und mit dem Internet führen derzeit zu einer völligen Neuausrichtung der Industrie. Statt Massenproduktion und Automatisierung treten Individualisierung und Flexibilität in den Fokus. Roboter werden in Zukunft Service-und Pflegetätigkeiten übernehmen. Für das Jahr 2025 wird der 3D-Druck von Organen prognostiziert. Produkte und Maschinen werden permanent vernetzt und im Datenaustausch sein. Auf der Basis dieser unendlichen Datenströme werden völlig neue Geschäftsmodelle entstehen. Statt der Produkte wie bisher Autos oder Fernseher stehen in der Zukunft die Nutzung und vor allem die Kombination von Daten an erster Stelle. Der Wettbewerbsfaktor Nr. 1 ist die Fähigkeit, das volle Potenzial von Daten zu nutzen. Datenverwaltung, -analyse und -sicherheit werden neue wichtige Unternehmensfunktionen sein. Für die Automobilindustrie bedeutet das im Zeitalter des autonomen Fahrens, dass die großen Plattformen das Auto als täglichen Werbe- und Interaktionszugang zum Berufspendler nutzen werden. Dienstleistungen werden sich völlig verändern: Die Wartung von Zügen oder Flugzeugen wird schon auf der Strecke erkannt, die Reparatur kann bereits beim Eintreffen am Ziel gut vorbereitet starten, Parkplätze, Waschmaschinen, Restaurants fordern sich selbst ihre Nutzer und ihr Wartungspersonal an. Die Möglichkeiten sind schier endlos und unsere Erfahrung damit noch gering. Unternehmen werden deshalb auf smarte Produkte und auf herkömmliche Produkte setzen, alte und neue Strukturen werden nebeneinander existieren. Organisationen und Manager, die diese neuen Technologien frühzeitig entwickeln und nutzen, werden jene mit Berührungsängsten verdrängen.
Anforderungen an Führung im digitalen Zeitalter Laut der Studie »Digital Leader – Leadership im digitalen Zeitalter« der Crisp Research AG im Auftrag von Dimension Data Deutschland aus dem Oktober 2015 sind nur 7 Prozent der deutschen Manager »Digital Leaders«. Nur jede zwölfte Führungskraft wird in Deutschland den Anforderungen der Digitalisierung gerecht. Für die Studie wurden 503 Führungskräfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern befragt. Die Studie »Digital Leader – Leadership im digitalen Zeitalter« zeichnet erstmals ein Profil des digital Leader und beantwortet die Frage, was Führungskräfte und Visionäre im digitalen Zeitalter kennzeichnet, um die Digitale Transformation im eigenen Unternehmen erfolgreich auszugestalten. Die Studie belegt, dass gerade einmal sieben Prozent der Entscheider das Zeug zum Digital Leader haben. Ein Digital Leader verfügt nicht nur selbst über sehr gute digitale Fähigkeiten, sondern macht sich auch für die Qualifikation und Förderung der Fähigkeiten der Mitarbeiter in diesem Bereich stark. Als wichtiger Vermittler zwischen IT-Abteilung und der restlichen Organisation teilt er neues Wissen und stößt Diskussionen zu akuten Themen an.
71 Prozent der befragten Entscheider sind »Digital Beginners«, denen sowohl die technologischen Skills als auch das entsprechende Mindset fehlen, um die Veränderung im eigenen Unternehmen zu gestalten. Demnach bringt leider nur eine kleine Minderheit die Kompetenzen eines echten Digital Leaders mit, der die Digitalisierung als Chance begreift, strategisch neue digitale Geschäftsmodelle betreibt und vorhandene IT-Lösungen auf ihren Mehrwert für die eigene Organisation hin überprüft. Für eine erfolgreiche digitale Transformation wären aber genau das die entscheidenden Fähigkeiten der Führungskraft der Zukunft.

Quellen:
Adapt to Win, Herausgeberin Leila Summa, Springer-Gabler Verlag 2016
Digital Leader - Leadership im digitalen Zeitalter, Studie der Crisp Research AG im Auftrag von Dimension Data Deutschland, Oktober 2015
New Work von Isabelle Kürschner, Goldegg Verlag 2015
Digitalisierung, Harvard Business Manager, Edition 3 / 2018 aus 2018